Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm (¹DWB)

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unlang, adj.

unlang, adj.,
gth. v. lang (mundartlich auch 'sehr lang', un IV D, Schmeller 1, 97). ahd. unlang, mhd. unlanc, mnl. onlanc, nl. onlang. veraltet (über das verfahren des Frankfurter Rennerdruckes beim ersatz von u. s. Warlies 73ᵃ), mundartlich oder unüblich. 1) räumlich: mit nicht eben unlangen nasen (wortspielend) Kladderadatsch 31, 159ᵇ. 2) zeitlich: dan u. ist, das mir ein glückhafftig man sagt Gebweiler beschirmung 7ᵇ; nach unlangen denen tagen Züricher bibel (1531) apostelgesch. 1ᵃ; in unlangen tagen schlug der keiser aber mit den Römern Tschudi chron. 1, 84; Schwarzenberg Cicero 67ᵇ; der unlangen (baldigen) widerkunfft Schaidenreiszer Od. 13ᵇ; Wurstisen Pauli Ämilij. hist. 1, 39; altertümelnd: unlange zeit Rückert 5, 131; unlang war der schlaf Scheffel waldeinsamkeit 10. substantiviert: bi unlangem H. Fründ chron. 14; nach unlangem Tschudi 1, 67; vor unlangem Schöpper d 3ᵇ; vor ohnlang th. 7, 1204; Staub - Tobler 3, 1325; über unlang Notker 2, 129, 3 P.; zu Kistener 877; Merzdorf historienbib. 697; Tristrant prosa 119, 6; Hätzlerin 277; Sachs 2, 144, 22 K.; über kurtz unlanck Wickram 8, 232, 211; seit unlang Rosegger 7, 15. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1920), Bd. XI,III (1936), Sp. 1119, Z. 26.

unlange, adv.

unlange, adv.,
gth. v. lange (nit unlang darnach Frisius 875ᵇ s.un IV C 2). ahd. unlango, mhd. mnd. unlange, mnl. nl. onlange. veraltet oder unüblich. 1) non diu:
so bald das geschehen ist,
unlang du mer sant Gallen knecht bist
hist. volksl. 159, 88 L. (1480);
er selbst auch entging nicht dem schnell
hinraffenden tode; Patroklos harrte sein unlange blosz
Platen 1, 671.
2) paulo ante, post: unlang davor Riederer rhet. 106ᵃ; unlang vor der jetzgemelten zeit Xylander Polyb. 4; u. vorher G. Keller 7, 29. u. darnach Alt b. d. cronicken 70ᵇ; nach dem u. Sachs 9, 389, 30 K.; nachmals u. S. Franck weltb. 81; onlang nach dem chron. Germ. (1538) 126ᵃ; u. hernach A. U. v. Braunschweig Oct. 1, 321. 3) modo: Frisius städtechron. 10, 213, 18. alsbald: Schaidenreiszer Od. 9ᵇ; sodann wird unlang eine verschiebung derselben eintreten müssen G. Keller 8, 205; 9, 217. 4) nuperrime Maaler (heute dafür unlängst): ich unlang spaciren thet Wickram 1, 16, 7. —
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1920), Bd. XI,III (1936), Sp. 1119, Z. 47.

unlangs, adv.

unlangs, adv.,
gth. v. lang(e)s (nicht unlanges Horscht geheimnisse d. natur 2, 8ᵇ s.un IV C 2); mhd. mnd. unlanges, mnl. onlanges, nl. onlangs. Staub-Tobler 3, 1325. 1) räumlich-zeitlich: wie nach der leng unlangs (3 seiten vorher) erzelet ist Murner adel 7 ndr. 2) sonst nur zeitlich. a) uber etliche jar unlangs darnach begab es sich Gebweiler beschirmung 20ᵃ; unlangs davor Züricher bibel (1531) sap. 14ᶜ; unlangs nach dreien jahren Dilich ungar. chron. 149. b) alsbald: C. Ulenberg erhebliche ursachen (1589) 75. c) nuper, nuperrime, non ita multo ante Faber thes. (1587) 556ᵃ: was erst unlangs von Freiburg kommen Frey gartenges. 110, 16 B.; Glauber explicatio (1663) 39; unlengs J. Hoppe gesch. d. poln. schwed. krieges 137; unlängs Tieck 4, 191. veraltet. dafür heute unlängst, adj. adv., gegenstück zu längst (nicht sehr unlängst Fischart Bodin 5ᵇ, Prätorius Blockesberges verrichtung 263, s.un IV C 2 u. vgl. unlange, unlangs). Staub-Tobler 3, 1325. onlangst de Bo 673. zu den formen s. längst u. ohnlängst (oben sp. 2. ohnelängst Mörike 2, 156). vgl.unlängste, -längsten, nicht längst, vorlängst. 1) adj. wie unlang 2: es ist unlangst dahin, so werdet ir ein newes geschrey vernemmen Kirchhof mil. disciplina 209; ich habe unlängster zeit gelesen Abele unordnung 1, 223; 3, 324; unlängster tagen 3, 31; 3, 78. veraltet. 2) adv. a) räumlich - zeitlich, wie unlangs 1: die zwei arme der Schierlitz, die sich unlängst getrennt, um sich hier wieder zu vereinigen O. Ludwig 2, 583. b) zeitlich. α) unlangs 2 a entsprechend: unlangst zuvor Stumpf chron. 127ᵇ; unlangest hernach Heyden Plin. 207; unlangst nach disem Brandis landeshauptleute v. Tirol 52; ohnlängst hernach Chemnitz 3¹, 49ᵇ. unlengst abgewichener jahre acta publ. 1, 22 Palm. den du unnlangst vergangen (vgl. mnl. onlanges geleden wb. 5, 788) schadtlich ertödt hast Aimon C. veraltet. β) wie unlange 3, unlangs 2 b: alsbald Schaidenreiszer Od. 1ᵇ; bald Simpl. 2, 19, 24 Kurz; eben erst Apherdiani meth. 133; vor kurzem Weckherlin 2, 22 (unlängst); 2, 50; 2, 125 (unlangst); eine landschaft, welche, unlängst der schauplatz von krieg und schlachten, jetzt ein bild stillen friedens war Moltke 1, 42. vgl. nicht längst eben erst (der nicht längst aufgestanden war Nicolai bei Paul wb. 317ᵃ). nuper, nuperrime; unlange 4, unlangs 2 c entsprechend: nachdem sich dieselbige unlangist ... wider uns aufgelehenet (1519) urk. u. briefe z. kirchenpolitik Georgs v. Sachsen 1, 96; ein exempel, das unlangest geschehen ist Luther 30², 694 W.; unlengest Ringwaldt warnung A 8ᵇ; unlängest Schweinichen 197; Dentzler 328ᵃ; unlangst Moscherosch ges. 2, 19; unlängst Logau 237, 41; Göthe 49, 52, 5 W.; Heine 2, 258. gar unlängst, nemlich vor wenig monaten Breitinger crit. dichtk. 1, 350. nicht längst, vor nicht langer zeit Klinger 9, 272 (s. längst 1); E. Th. A. Hoffmann bei Paul wb. 317ᵃ; als zweideutig heute gemieden. neulich, jüngst, kürzlich, nächst, unlängst Weigand syn. 2, 470. 3) substantiviert: das u. ist ohngefähr 100 jahr Schönaich neolog. wb. 329, 5 K. für unlängst früher auch unlängste, -längsten (westfläm. onlangsten. vgl.längsten): von etlichen zäuberschen, so unlengste hernach verbrannt worden Nigrinus v. zäuberern 204. ohnlangsten Dreszer isagoge hist. (1600) y 5ᵇ; unlangsten Saubert almanach (1626) 4; Harsdörffer gespr. 1, B 7ᵃ; unlängsten secret. 1, C c 1ᵇ; Ch. Weise pol. redner 18; Leibniz d. schr. 2, 16; Drollinger 322; ohnlängsten Amaranthes frauenz. lex. 1375.
Fundstelle
Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Lfg. 7 (1920), Bd. XI,III (1936), Sp. 1119, Z. 68.

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Zitationshilfe
„unlang“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/unlang>, abgerufen am 29.05.2025.

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